Hinter den Kulissen des Erfolgs: Wie man in Deutschland ein Unternehmen von Grund auf aufbaut und ein neues Leben beginnt.
Ein strahlender, sonniger Nachmittag in einem Stuttgarter Café. Mir gegenüber sitzt ein junger Mann mit einem offenen Lächeln und einem unverkennbaren kreativen Flair. Er fügt sich so harmonisch ein, als hätte er sein ganzes Leben in der Kunstszene Stuttgarts verbracht.
Er heißt Mark Gappel. Mark ist 29 Jahre alt, stammt aus Kharkiw und musste vor etwas mehr als zwei Jahren aufgrund verheerender Bombardierungen seine Heimatstadt und sein bisheriges Leben hinter sich lassen.
Heute leitet er erfolgreich sein eigenes Tanzstudio in Stuttgart, wo er Zuflucht gefunden hat, und hat es geschafft, in kürzester Zeit ein neues Leben in Deutschland aufzubauen. Heute sprechen wir mit Mark darüber, wie er das scheinbar Unmögliche möglich gemacht hat. Es ist eine Geschichte von Resilienz, harter Arbeit und der Bereitschaft, alles zu ändern.
Was hast Du vor deinem Umzug nach Deutschland gemacht?
In der Ukraine war ich Mitglied einer Tanzgruppe und leitete bereits mein eigenes Tanzstudio. Das war eine unglaublich wertvolle Erfahrung. Sie hat mich nicht nur künstlerisch weitergebracht, sondern auch gelehrt, Verantwortung für ein Team zu übernehmen. Das hat mich perfekt auf den Neuanfang in Deutschland vorbereitet und mir gezeigt, dass man trotz aller Hindernisse seine Ziele erreichen kann.
Erinnerst Du dich an Deinen ersten Tag in Deutschland? Welche Eindrücke hattest Du?
Ich kam am 13. Mai 2022 an – ein Tag, der eine neue Seite in meinem Leben aufschlug. Die ersten Eindrücke waren gemischt. Das ist ein großer Unterschied: Ein Land als Tourist zu besuchen oder dort dauerhaft zu leben. Was mich sofort beeindruckte, war die Unterstützung: freundliche Menschen, zugängliche Kurse, soziale Strukturen. Es fühlte sich fast wie das perfekte Land zum Leben an. Doch bald erkannte ich, dass hinter diesem Komfort viele Herausforderungen liegen, die Geduld und Anpassungsfähigkeit erforderten.
Was waren die größten Herausforderungen, mit denen Du zu kämpfen hattest?
Die größte Hürde war die Sprache. Viele Menschen hier sprechen Englisch, aber für die Integration und den beruflichen Erfolg ist Deutsch unerlässlich.
Ein weiterer Stolperstein war natürlich die Bürokratie: Sich in den Unterlagen und Anforderungen zurechtzufinden, war extrem schwierig, besonders ohne klare Anleitungen.
Als ich von meinen Plänen erzählte, ein Tanzstudio zu eröffnen, sagten viele, es sei unmöglich. Das hat mich aber nicht entmutigt, sondern enorm motiviert.
Und jetzt das Spannendste: Wie hast Du es eigentlich geschafft, hier selbstständig zu werden? Welche konkreten Schritte würdest Du hervorheben?
Es gibt einige klare Schritte, die ich empfehlen würde:
- Möglichkeiten erkunden.
Ich begann, mich in der Stuttgarter Kreativszene zu engagieren. Zunächst arbeitete ich ehrenamtlich, um die Möglichkeiten für Künstler und kreative Projekte kennenzulernen.
- Einen passenden Raum finden.
Nachdem ich die Branche besser verstanden hatte, suchte ich nach einem Raum, der den spezifischen Anforderungen eines Tanzstudios entsprach.
- Online-Präsenz aufbauen.
Parallel dazu richtete ich Accounts in den sozialen Medien ein und plante die Struktur deren Inhalte – von Werbevideos bis hin zu Kursbeschreibungen. Mein Ziel war es, potenziellen Schülern klar darüber zu informieren, was ich anbiete und für wen die Kurse geeignet sind.
- Selbstständigkeit anmelden.
Der nächste Schritt war die Anmeldung meiner Tätigkeit als Tanzlehrer beim Gewerbeamt, Beantragung der Steuernummer über das Elster-Portal beim Finanzamt. In Wirklichkeit ist es viel einfacher, als es sich anhört. Ich habe einfach über die Website des Finanzamtes einen Termin vereinbart. Während des Gesprächs habe ich von meinem Vorhaben erzählt und erklärt, wie ich alles organisieren möchte. Das heißt, ich bin Tanzlehrer, möchte einen Raum finden, mein Studio eröffnen und Tanzkurse anbieten.
Da mein Geschäftsplan als „Freiberufler“ eingestuft wurde, war es nicht notwendig, zusätzliche Dokumente, übersetzte Zeugnisse oder Ähnliches vorzulegen.
Ich wollte noch am selben Tag mit der Arbeit beginnen. Glücklicherweise kam man mir mit diesem Wunsch entgegen und bat mich lediglich, mein Vorhaben und meinen Plan, ein eigenes Tanzstudio zu gründen, schriftlich darzulegen. Mein schriftlicher Antrag wurde registriert und ich wurde aufgefordert, über die Elster-Website eine Steuernummer zu beantragen.
Steuernummer beauftragen.
Für diese Aufgabe würde ich Ihnen empfehlen, einen Steuerberater zu finden.
Der Preis für seine Dienstleistungen ist durchaus moderat, doch gleichzeitig können Sie damit sehr viel Zeit und Nerven sparen.
- Kurse starten.
Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, begann ich mit meinem ersten Kurs. Es war ein völlig selbstfinanziertes Projekt. Ich hatte nichts außer einer Idee, meiner Tanz- und Trainingserfahrung, dem Glauben an den Erfolg und dem Wunsch, ein kreatives Zuhause zu schaffen.
- Wachstum und Visionen
Heute arbeite ich an der Weiterentwicklung meiner Tanzschule und an einem Projekt namens „Haus der Kreativität“
– einem Raum für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Was sind Deiner Meinung nach die entscheidenden Faktoren für den Erfolg?
- Glaube an dich selbst. Ohne diesen Antrieb sind alle weiteren Schritte sinnlos.
- Mentoren. Lerne von Menschen in deiner Branche und scheue dich nicht, um Rat zu fragen.
- Ausdauer. Fehler machen dich stärker – scheue dich nicht davor.
Wenn Du auf Deinen ersten Tag in Deutschland zurückblickst, was würdest Du Deinem damaligen Ich raten?
Ich würde mir selbst fünf Ratschläge geben:
- Lerne die Sprache – das ist der Schlüssel zu allen Türen.
- Verlasse dich nicht auf Privilegien, sondern auf deine eigene Leistung. Nur was du tatsächlich kannst, zählt.
- Hab keine Angst vor „zu vielen Regeln“. Mit der Zeit wirst du dich an alle neuen Regeln gewöhnen.
- Sei lernbereit und flexibel. Integration ist der Schlüssel.
- Sei geduldig und arbeite hart. Rückschläge sind nur ein Ansporn, weiterzumachen.
Der Weg entsteht beim Gehen. Und Marks Geschichte beweist es einmal mehr. Die Grenze des Unmöglichen bestimmst nur du selbst, das Ausmaß deines Selbstvertrauens und deiner Bereitschaft, deinen Traum niemals aufzugeben.
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