Die Idee des Kunstprojekts „Echo dieser Tage“ — interaktive Installation von InterAKT Initiative mit den Palmen von Sophia Sadzakov, den Geschichten von Kseniya Fuchs und der Musik von Oleksandr Chornyi sowie den Bildern der fünf ukrainischen Fotograf:innen Serhii Korovayny, Iva Sidash, Oksana Parafeniuk, Alina Smutko, Maryna Brodovska — entstand im August 2022 nach dem Schock über den Einmarsch russlands in die Ukraine.
Nach vielen Stunden privater Telefonate und der Suche nach nach Unterkünften für die in Stuttgart ankommenden Geflüchteten mussten wir eine künstlerische Form finden, um das Schicksal dieser Menschen zu reflektieren. Wir wollten aber nicht die Schrecken des Krieges erzählen, sondern das zeigen, was unausgesprochen und ungehört blieb — die unbewusste Gefühlslage und die Frage nach der Perspektive.
Wir sind in die Stuttgarter Archive gegangen, um einen Kontext für unsere Arbeit zu finden. Die Geschichte des Stuttgarter Stadtgartens ist ziemlich faszinierend. Vor dem Zweiten Weltkrieg war er ein Treffpunkt für die hier ansässigen Schönen und Reichen. Man schlenderte herum, zeigte seine besten Outfits und lernte sich gegenseitig kennen Entlang der Straße befand sich ein Restaurant mit mehreren hundert Plätzen und gegenüber ein Musikpavillon, in dem Konzerte stattfanden. Zwischen diesen Gebäuden stand ein Kiosk mit exotischen Palmen, der Menschen aus ganz Stuttgart anlockte, auch wenn sie Eintritt zahlen mussten. Doch der Krieg veränderte alles.
Die Grünanlage, das Herz der Stadt, wurde fast vollständig zerstört. Nur ein Kiosk überlebte, aber anstatt dieses Symbol der Widerstandsfähigkeit wieder aufzubauen, beschloss die Stadtverwaltung, ihn abzureißen. So geht man oft mit seinen Erinnerungen um: Man zerstört ihre Relikte, ohne sich bewusst zu machen, was man damit verliert.
Als wir an unserer Installation arbeiteten, beschlossen wir, Palmen als Symbol für diesen Ort zu nehmen und sie mit den Schicksalen der ukrainischen Geflüchteten zu verbinden. Um diese Artefakte in unserem Unterbewusstsein zu halten, schufen wir eine Reihe von Audiobüchern, die fünf persönliche Geschichten erzählen, die leider auf realen Ereignissen beruhen.
Konservierung
Ein Marktkiosk in Donezk erzählt von den ersten Tagen des Konflikts im Jahr 2014 und bewahrt die Erinnerungen an eine verlorene Normalität, die sowohl die Autorin als auch die Menschen, die hier ein- und ausgingen, geprägt hat.
Nichtwiederaufnahme
Eine deutsch-ukrainische Übersetzerin in Stuttgart berichtet von den ersten Geflüchteten, die 2022 nach Deutschland kamen. Ihre Erlebnisse spiegeln die Herausforderungen und Hoffnungen dieser Menschen wider und zeigen die emotionalen Verbindungen und Spannungen zwischen den Kulturen.
Rache
Der Rote Wald in der Tschernobyl-Region erzählt seine eigene Geschichte der Zerstörung und des Überlebens während der russischen Besatzung, ein Zeugnis der Narben, die der Krieg in der Natur hinterlassen hat.
Dissonanz
Ein ungeborenes Kind aus der Ukraine spricht von einer Zukunft, die von Unsicherheit, Hoffnung und Angst geprägt ist, und steht stellvertretend für die ungeborenen Leben, deren Schicksal durch den Krieg frühzeitig entschieden wurde.
Adaptation
Eine deutsch-ukrainische Lehrerin in Stuttgart beschreibt, wie ukrainische Jugendliche nach einem halben Jahr im Exil versuchen, in einer fremden Umgebung Fuß zu fassen und gleichzeitig die tiefen emotionalen Wunden zu verarbeiten, die der Krieg hinterlassen hat.
Das Projekt wurde durch die Landeshauptstadt Stuttgart, die Wüstenrot Stiftung, die LBBW-Stiftung und Thieme Verlag gefördert.