Ein ukrainisches Team hat einen Öko-Comic über die Auswirkungen des Krieges auf die Umwelt veröffentlicht. Die Autoren nennen es inoffiziell ein kontroverses Kunstobjekt. Der Comic umfasst fünfzehn Seiten und wird in drei Sprachen veröffentlicht. Seine Handlung– basiert auf dem wahren Leben und hat bei den ersten Lesern kognitive Dissonanz ausgelöst.
Der Öko-Comic besteht aus sechs Geschichten. Alle erzählen von Ereignissen, die sich nach dem 24. Februar 2022 in der Ukraine zugetragen haben. Die Protagonisten sind der 15-jährige Yurko aus Kyjiw und seine 7-jährige Schwester Myroslava. Die Settings der Comics wurden von den Gründern des Projekts Natalia Yaroshenko und ihrer Partnerin Iryna Romanukha entwickelt. Die Frauen geben zu, dass sie schon lange eine grafische Geschichte über die Umwelt schreiben wollten, deshalb wählten sie ein Format, welches die Wahrnehmung eines ernsten Themas erleichtern würde — einen Comic.
In der Geschichte fliehen Kinder vor dem Krieg und versuchen in den Dörfern der Region Kyjiw einen sicheren Ort zu finden. Auf ihrer Reise finden sie erschütternde Beweise für die Misshandlung von Tieren in Ökoparks und Schutzgebieten der Regionen Kharkiw, Kherson, Donezk und Luhansk durch die russischen Besatzer.
„Die Entwicklung des Comics hat viel Zeit in Anspruch genommen. Zuerst einigten wir uns auf die Leitthemen, danach schufen wir für die Ukraine archetypischeHauptcharaktere. Dann wählten wir auf Grundlage einer Analyse der Folgen der Kriegshandlungen Orte aus, an denen die Handlungen stattfinden würden, und überlegten uns, warum und wie die Kinder dort gelandet sein könnten, erzählt IrynaRomanukha, Mitautorin des Comics. — Das Schwierigste für mich persönlich war es, alle die durch den Krieg verursachten Schäden in einer bestimmten Region auf zwei Seiten des Comics unterzubringen, da die Themen sehr umfangreich sind, ich möchte alles zeigen, und ich muss es auch miteinander verbinden, den Figuren Worte geben. Das heißt, man darf nicht einfach nur Fakten einstreuen,sondern eine zusammenhängende Geschichte daraus machen“.
Der Comic wurde von Yaryna Katorozh illustriert. Sie verbrachte sechs Monate damit, ihn von Hand mit Aquarellfarben und Fineliner zu zeichnen. Die Illustratorin sagt: „Ich habe diesen Stil für den Comic nicht erfunden, sondern arbeite schon seit langem in diesem Stil. Ich mag es, die Zartheit von Aquarellfarben mit klaren Linien zu kombinieren. Meistens illustriere ich Bücher auf diese Weise, und ich erstelle Postkarten und Gemälde in demselben Stil. Ich wollte, dass der Comic schön und harmonisch aussieht und die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Wegen der Nachrichten war es nicht immer einfach, sich auf die Schönheit der Bilder zu konzentrieren. Einige der Illustrationen habe ich gezeichnet, als ich mich während der Luftangriffe im Badezimmer verteckte“.
Die Autorinnen hoffen, dass sich ukrainische Studierende, die sich für die Erforschung von Ökoziden interessieren, für den Comic interessieren werden. Die Projektleiterin Nataliia Yaroshenkoforscht seit über einem Jahr inKassel zum Thema Populationsökologie.Deutschland ist führend in der Anzahl der durchgeführten Umweltprojekte, sodass wir, laut Natalia, noch viel lernen können.
„Die Deutschen lieben etwas Neues, und dieses Comic ist etwas Neues. Wenn wir nur das Panel und seine grafische Darstellung betrachten,ist es attraktiv. Es ist hell, greifbar, positiv,bis man anfängt, sich in das Wesentliche einzulesen. Das ist es, was widersprüchliche Reaktion hervorruft und den Menschen hilft, auf eine völlig andere Art zu denken. Alles, was die Menschen zum Nachdenken bringt, ist gut für die Ukraine“,,sagt Natalia..
Iryna Romanukha, die Autorin des Comics, betont, dass der Comic auch ein Bildungsprodukt ist.„Vielleicht werdendiejenigen, die nicht so sehr daran interessiert sind,etwas über den Schmerz und die Schäden, die die russischen Angreifer den Ukrainern und der ukrainischen Natur zugefügt haben zu hören oder diejenigen, die sich überhaupt nicht für Politik interessieren, den beiden Kindern inmitten der Apokalypse des Krieges ihre Aufmerksamkeit schenken“.
Daryna Lynnyk spricht auch über Comics im virtuellen Raum: „Es ist nicht schwer, ein Publikum zu finden. Für uns alle hat es oberste Priorität, Russland an allen Fronten zu bekämpfen, natürlich auch an der Informationsfront, dabei unterstützen uns die Menschen und Medien gerne“.
Auf die Frage, ob Umweltschutz in der Ukraine aktuell überhaupt eine Bedeutung hat, wo die Menschen schutzlos sind, antworten die Autorinnen des Öko-Comics: „Überleben ist eine Aufgabe für heute, für das Hier und Jetzt, und sich um die Umwelt zu kümmern ist ein Blick in die Zukunft, denn das ist es, was wir an die nächsten Generationen weitergeben. Und was wir an sie weitergeben, wird darüber entscheiden, ob die Menschheit als Spezies überleben wird und wie die Lebensqualität unserer Nachkommen aussehen wird“.
Der Comic wurde auf Ukrainisch, Englisch und Deutsch veröffentlicht. Es kann unter dem Link in derProfilüberschrift auf der Seite @enwar_mental. eingesehen werden.
Der Comic ist Teil des Projekts enWAR_mental, das über die Auswirkungen von Kriegen im 21. Jahrhundert und die Erfahrungen der Nachkriegszeit berichtet und über russische Umweltverbrechen in der Ukraine informiert. Sie können dem Projektauf Instagram folgen.
Das Projekt enWAR_mental wird von derEuro- päischen Union im Rahmen des EU-Stipendien- programms für Führungskräfte der „Eastern Partnership Civil Society Facility“unterstützt.
Geschrieben von Yaroshenko Nataliia
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