Einführung in Psychopharmaka
Nach einer Studie des Robert-Koch-Instituts leidet etwa ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung in den entwickelten Ländern an psychischen Störungen. Die Behandlung dieser Störungen hängt von der Art der psychischen Erkrankung, ihrer Dauer und ihrem Schweregrad ab. Einerseits hilft Psychotherapie dabei, Schwierigkeiten aktiv zu überwinden und neue Verhaltensweisen zu erlernen. Andererseits setzen Ärzte häufig Psychopharmaka ein, um die Symptome zu lindern und das psychische Leiden zu beseitigen. Oft sind Medikamente die Grundlage dafür, dass ein Mensch wieder Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen und Probleme aktiv lösen kann.
Medikamente, die gezielt auf psychische Prozesse einwirken und zur Behandlung psychischer Störungen eingesetzt werden, kamen in den 1950er Jahren auf. Es waren fünf Medikamente, die die Behandlungsmethoden für immer verändert haben. Dank dieseт Entwicklungen ist die Psychiatrie heute in der Lage, psychische Störungen zu behandeln, die früher als unheilbar galten:
1. Lithiumcarbonat — ein „Stimmungsaufheller“. Dieses Medikament wird auch heute noch zur Behandlung von manisch-depressiven Psychosen, rezidivierenden Formen der Schizophrenie, Depressionen und affektiven Störungen bei Patienten mit chronischem Alkoholismus eingesetzt.
2. Chlorpromazin ist das „erste Neuroleptikum“. Erst 1952 entdeckten Wissenschaftler zufällig die „antipsychotische“ Wirkung dieses Antihistaminikums. Derzeit umfasst die Klasse der Neuroleptika etwa fünfzig Wirkstoffe. Chlorpromazin ist nach wie vor eines der wirksamsten Antipsychotika, insbesondere bei schwerkranken Patienten. Wie Lithiumcarbonat steht es auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation.
3. Imipramin: Die dritte Entdeckung in der Psychopharmakologie war Imipramin, das erste trizyklische Antidepressivum. Dieses Medikament kam 1958 auf den Markt, weil die Pharmaunternehmen auf der Suche nach neuen Medikamenten waren, die mit Chlorpromazin konkurrieren konnten. Viele Jahre lang galt Imipramin unter Fachleuten als das Standardmedikament zur Behandlung von Depressionen und wird immer noch zur Behandlung atypischer und refraktärer Depressionen eingesetzt.
4. Valium ist eines der ersten Psychopharmaka zur Behandlung von Angstzuständen und Schlaflosigkeit. Benzodiazepine wurden in den 1960er Jahren als Medikamente zur Behandlung von Angstzuständen populär. Der Grund dafür war, dass die Nebenwirkungen nicht so schwerwiegend waren wie die von Barbituraten, der vorherigen Generation von Beruhigungsmitteln. Allerdings haben sie auch ein hohes Suchtpotenzial. Je nach Medikament und Dosierung haben Benzodiazepine sedierende, anxiolytische (angstlösende) und hypnotische Eigenschaften.
5. „Prozac“ — In den letzten 50 Jahren ist vielleicht kein Psychopharmakon so bekannt geworden wie Prozac (Fluoxetin). Es wurde 1970 von dem Pharmakonzern Eli Lilly and Company entwickelt. Seit der Einführung von Prozac haben Wissenschaftler eine Reihe von selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (SSRI) entwickelt. Diese Medikamente haben unterschiedliche chemische Strukturen und Nebenwirkungsprofile, ähneln sich aber in ihrem grundlegenden Wirkmechanismus und ihrer Wirksamkeit. Der Hauptgrund für die Beliebtheit dieser Medikamente ist, dass sie ein breites Anwendungsspektrum und relativ wenige Nebenwirkungen haben. Die Entdeckung der SSRI ist eine revolutionäre Errungenschaft für die Psychiatrie. Gegenwärtig sind SSRI die am häufigsten verschriebenen Medikamente zur Behandlung von klinischen Depressionen, Panikstörungen, Angststörungen und Zwangsneurosen.
Um die richtige Behandlung zu finden, muss ein Arzt aufgesucht werden, der eine Diagnose stellt und das richtige Medikament verschreibt. Erst dann kann der Patient Medikamente einnehmen, die ihm helfen, sich zu erholen oder die Symptome der Störung zu lindern. Experten haben nachgewiesen, dass eine Kombination aus Psychotherapie und Psychopharmaka oft die besten Ergebnisse bringt. Außerdem ist es wichtig zu wissen, dass man sich bei einer Psychopharmakotherapie nicht selbst behandeln muss, indem man beispielsweise eine „Hypnosepille“ schluckt oder bei schlechter Laune „Antidepressiva“ einnimmt. Schließlich gilt bei der Anwendung von Psychopharmaka der Grundsatz „nicht schaden“.
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